Die Tschaggunser Mittagspitze (2168 m) ist ein Aussichtsberg im Montafon mit traumhaftem Panoramablick. Doch die schöne Aussicht will verdient sein: der Schlußanstieg zum Gipfel muss ohne Wegmarkierung und Sicherung erklettert werden. Gerade im Winter eine Herausforderung.
Nachdem der Dezember dieses Jahr wieder mal zu wenig Neuschnee zum Freeriden gebracht hat, habe ich spontan beschlossen eine Bergtour zu machen anstatt über eisige Kunstschneepisten zu schlittern.
Der heutige Beitrag ist übrigens Teil des Outdoor-Advents. 24 Outdoor-Blogger öffnen jeden Tag ein neues Türchen mit einem Beitrag zur Weihnachtszeit. Gestern berichtete Tessa von Wanderweib.de über Japanischen Whiskey, Affen und einem Wasserfall , heute öffne ich das das letzte Türchen und wünsche allen frohe Weihnachten. Eine Übersicht mit allen Beiträgen des Outdoor-Advents gibt es bei Sven unter aufundab.eu.
Im Licht der Stirnlampe ins Gauertal
Los geht es frühmorgens in Latschau, bei der Mittelstation der Golmerbahn. Direkt am Stausee findet sich ein großer Parkplatz, auf dem das Auto kostenlos abgestellt werden kann. Ich starte im Dunkeln und wandere im Schein meiner Stirnlampe Richtung Tilisunahütte/Tobelsee/Alpilaalpe ins Gauertal.
Vom Winter ist noch nicht viel zu sehen, die Wiesen sind alle noch schneefrei. Im Licht meiner Stirnlampe marschiere ich den Zufahrtsweg entlang ins Gauertal. Nur die Bergspitzen sind schneebedeckt und leuchten im Mondschein, ansonsten erinnert hier nichts daran das es eigentlich schon Ende Dezember ist.
Bei Volspora geht es dann links hoch und vorbei an diversen Ferienhäusern in Richtung Alpilaalpe. Nachdem man anfangs über sanfte Almwiesen marschiert, zieht der Weg später im Wald merklich an. Steil und knackig geht es über Wurzeln und Steine einen steilen Pfad durch den Wald nach oben.
Zwischenstop Alpila Alpe mit traumhaftem Sonnenaufgang
Der Tag bricht langsam an und die Sonne taucht die Landschaft in ein magisches Licht. Die sogenannte „rosarote Stunde“ ist heute Morgen sehr intensiv. Durch eine Schneise im Wald habe ich freien Blick auf die Zimba. Der majestätische Gipfel (nicht umsonst Vorarlberger Matternhorn genannt) zeigt sich unbeeindruckt von den Schneekanonen, die am Skigebiet Golm auf Hochtouren laufen.
Sobald die Baumgrenze erreicht ist und man den Wald verlässt, taucht auch schon die Alpila Alpe auf. Mit Genugtuung blicke ich ins schlafene Tal und genieße den Ausblick. Das Aufstehen hat sich gelohnt.
Von der Alpe Alpila aus kann man direkt weiter Richtung Tschaggunser Mittagspitze aufsteigen. Der Gipfel ist von hier aus bereits sichtbar, dennoch wähle ich nicht den direkten Weg. Stattdessen entscheide mich für einen Abstecher zum malerischen Tobelsee, um die Mittagsspitze dann über das Walser Alpjoch zu erreichen.
In dieser Höhe ist bereits der Winter angebrochen, die Wege (und Wegmarkierungen) sind schneebedeckt und so stapfe ich querfeldein Richtung Montabella hoch. Langsam steigt die Sonne höher und das Alpenglühen setzt ein.
Die Rote Wand wird heute ihrem Namen gerecht: im ersten Licht der Morgensonne erstrahlt sie in leuchtenden Rot-Tönen. Ein wunderschöner Anblick.
Drei Türme im Morgenlicht
Mittlerweile hat das Sonnenlicht auch die Drei Türme erreicht und taucht sie in sanftes Orange.
Mein Plan, das Morgenleuchten der Drei Türme als Spiegelung im See zu fotografieren ist nicht ganz aufgegangen. In der Senke, in der der Tobelsee liegt, ist es klirrend kalt und der See ist bereits zugefroren. Ein schöner Anblick, doch die Kälte geht durch Mark und Bein. Ich will mich nicht länger als nötig in der eisigen Kälte aufhalten, doch ein Selfie ist drin.
Ich mache noch ein paar Fotos und gehe dann der Wärme entgegen. Mittlerweile steht die Sonne schon höher. Mein Blick schweift kurz über das Tal hinter mir, bevor es weiter Richtung Schwarzhornsattel geht wo die Sonne schon auf mich wartet.
Wärmende Sonne am Schwarzhornsattel
Vor dem Sattel ist noch ein kurzer, mit Seil abgesicherter, Abschnitt zu überschreiten. Dieser ist aber nicht der Rede wert und bald genieße ich die ersten Sonnenstrahlen des Tages.
Über den Mittagspitzsteig direkt zur Mittagspitze
Von hier aus geht es über Mittagspitzsteig weiter. Dieser ist zwar blau-weiß markiert, aber dennoch leicht zu bewältigen. Der Steig führt über das Walser Alpjoch direkt auf die Tschaggunser Mittagspitze zu.
Bis jetzt bin ich noch keiner Menschenseele begegnet, nur Spuren der Gämse im Schnee sind heute hier oben zu finden. Während ich das Panorama der Bergwelt von Montafon, Silvretta und Rätikon bestaune, taucht plötzlich eine kleine Gamsherde vor mir auf. Ich stapfe vorsichtig durch den Schnee, um die Tiere keinem unnötigen Stress auszusetzen. Sie mustern mich erst zwar skeptisch, setzen ihren Weg aber gemächlich weiter fort.
Ich folge dem Steig, der sich landschaftlich schön weiter schlängelt. Langsam erheben sich vor mir die schroffen Felswände der Tschaggunser Mittagspitze. Jetzt habe ich freien Blick auf den Gipfel.
Über den Steig zum Gipfel der Tschaggunser Mittagspitze
Der Weg fällt kurz in ein Joch ab und schon bin ich am Einstieg, dem Mittagspitzsattel, angelangt. Ein Wegweiser weist darauf hin, dass der Weg zum Gipfel ungesichert und unmarkiert sei, von dem her macht der Schnee heute wohl keinen großen Unterschied in der Wegfindung.
Die ersten Meter Richtung Gipfel gehen noch gemütlich dahin, aber es wird schnell steiler.
Ich marschiere Richtung Felswand und steige in einem Kamin nach oben. Das Gelände ist blockig und gut gestuft, es finden sich überall gute Griffe und Tritte.
Obwohl man sich nie über den I. Klettergrad hinausbewegt, sollte man dennoch keine Höhenangst mitbringen. Für trittsichere Bergfexen ist die Klettereinlage jedoch schnell und genußvoll überwunden.
Auf dem Gipfel der Tschaggunser Mittagspitze
Über einen kurzen Grat erreicht man schließlich den Gipfel der Tschaggunser Mittagspitze.
Von hier aus hat man einen schönen Blick auf Drei Türme, Sulzfluh, Rote Wand, die Silvretta-Hochalpenstrasse und vieles mehr. Während hier oben bereits der Winter Einzug gehalten hat, leuchten die Wälder im Tal in den schönsten Herbstfarben von Orange bis Gelb.
Ich genieße den ungestörten Ausblick (ein Hoch auf die Nebensaison!), esse eine Kleinigkeit und mache mich wieder an den Abstieg durch den Felskamin.
Der Abstieg ist eindeutig fordernder als der Aufstieg. Ein paar kniffelige Passagen sind dabei, aber ansonsten wäre es ja langweilig.
Vom Mittagspitzsattel geht es nun über die Alpilaalpe abwärts Richtung Latschau-Staubecken, dem Herbst und der Wärme entgegen. Langsam weicht zwar die Kälte zurück, aber der Winter wird nun hoffentlich nicht mehr lange auf sich warten lassen. Heute war jedenfalls ein Kontrastprogramm angesagt, von eisiger Winterkälte bis zu warmem Herbstwetter.
Fakten:
Zeitbedarf: 5,5 Stunden
Höhenunterschied: 1300 m
Distanz: 12 km
Ausgangspunkt: Parkplatz Latschau
Einkehrmöglichkeit: Gauertalhaus und Alpe Alpila
Schwierigkeit: T4 / I (UIAA-Skala)
Karte Tschaggunser Mittagspitze über Tobelsee
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Wow, was für schöne Fotos! Ich bin wirklich begeistert. Was für eine Kamera verwendest du?
Viele Grüße aus Tokio
Tessa
Hi Tessa,
Danke, freut mich wenn es dir gefällt. Verwende eine japanische Kamera 🙂 die Fuji X-T1, eine sehr empfehlenswerte Kamera. Jetzt wo es bereits ein Nachfolgemodell gibt ist sie auch recht günstig erhältlich.
Schöne Grüße, Martin
Hüstel. Der Preis ist leider immer noch etwas teuer. 😉
Du solltest unbedingt auf den Berg Fuji. Dort kannst du auch tolle Fotos schießen. 😉
Viele Grüße aus Tokio
Tessa
Vielleicht war ich schon auf dem Fuji 🙂 im Winter 🙂 dazu kommt demnächst noch ein Bericht 🙂
Liebe Grüße,
Martin
Tolle Fotos von der Tschaggunser Mittagsspitze! Da weiß jemand, wie man effektvoll fotografiert! Lehrreich.
Danke für die Produktbeschreibung PIEPS sensor.