Die Wanderung am Rande des Gletschers Vatnajökull und auf die Kristínartindar (1126 m) ist eine der landschaftlich schönsten Wanderungen im Skaftafell-Nationalpark. Die Rundtour startet bei der Touristeninformation Skaftafell und führt durch eine abwechselungsreiche Landschaft mit spektakulären Aussichten. Vom Gipfel der Kristínartindar und vielen weiteren Aussichtspunkten auf dem Weg hat man einen schönen Panoramablick auf den größten Gletscher Europas, den Vatnajökull.
Die Rundwanderung ist aufgrund ihrer Länge von ca. 17 km auf 1100 Höhenmetern durchaus fordernd. Wind- und Wasserfeste Kleidung sowie gutes Schuhwerk ist hier – wie praktisch überall in Island – Pflicht.
Fakten:
Zeitbedarf: ca. 7 h
Aufstieg: 1100 Höhenmeter
Abstieg: 1100 Höhenmeter
Distanz: 17,5 km
Ausgangspunkt: Infocenter Skaftafell
Einkehrmöglichkeit: keine
Schwierigkeit: T1
Karte und Wegverlauf der Rundtour durch den Skaftafell Nationalpark
Gerne kannst du den GPS-Track zur Rundtour Vatnajökull – Kristínartindar downloaden.
Start beim Campingplatz/Besucherinformation Skaftafell
Gestartet wird diese Rundtour beim Campingplatz in Skaftafell. Hier findet sich auch ein Visitor-Center mit Informationen zum Gletscher Vatnajökull. Auch Wanderkarten für die Region sind hier erhältlich.
Da dieses Jahr der kälteste Winter seit 40 Jahren war liegt auch Ende Juli noch Schnee und der Weg ist offiziell gesperrt. Der kurze Schrecken, dass wir die lang herbeigesehnte Wanderung nicht machen können weicht nach einem Gespräch mit den Angestellten des Nationalparks der Erleichterung.
Nachdem ich erkläre das wir die Route bereits vorab geplant und im GPS eingespeichert haben und wir schon weitaus anspruchsvollere Winterbegehungen durchgeführt haben bekommen wir grünes Licht von offizieller Seite. Der Parkangestellte meint noch man müsse den Trail eher wegen Flipflop-Tragender Amerikaner sperren. Wir als bergaffine Wanderer hätten da sicher keine Probleme.
Und so starten wir los, dank der Sperre sind wir die einzigen die heute Richtung Kristinadar unterwegs sind. Genau nach unserem Geschmack!
Unser Island-Wanderführer schlägt vor die Rundtour gegen den Uhrzeigersinn zu machen und den Wasserfall Svartifoss am Ende anzusehen. Ich rate aber dazu den Wasserfall gleich in der Früh zu besuchen, da er nach Ankunft der Reisebusse komplett überlaufen ist.
Auf dem Weg zum Svartifoss
Somit geht es vom Campingplatz Richtung Besucherzentrum und von dort den Wanderweg hoch Richtung Wasserfall Hundafoss. Ab hier folgt man dem Wanderweg S2/S6 weiter Richtung Svartifoss.
Der Weg ist gut markiert und nach kurzer Zeit ist der spektuläre Wasserfall Svartifoss, einer der bekanntesten und schönsten Wasserfälle Islands, zu sehen.
Svartifoss bedeutet „Schwarzer Wasserfall“, der Name kommt vom dunklen Basaltgestein welches den Wasserfall umrahmt. Die hohen Basaltsäulen, von der Form her an Orgelpfeifen erinnernd, sind durch sehr schnelle Abkühlung des Lavastroms entstanden.
Dem Architekten Guthjon Samuelsson dienten die markanten Basaltsäulen als Inspiration für die Hallgrimskirkja in Reykavík. Die Betonpfeiler der Kirche erinnern an die Basaltpfeiler die sich öfters in der isländischen Landschaft wiederfinden.
Dank dem frühen Aufbruch und der Wegsperre können wir den Wasserfall in aller Ruhe genießen und ein paar schöne Fotos schießen. Der Svartifoss ist ein wahres Postkartenmotiv.
Vom Wasserfall aus geht es weiter dem Weg „S2“ folgend weiter in Richtung Sjónarsker. Vor uns erhebt sich der markante Gipfel der Kristínartindar.
Im typischen Islandwetter mit niedrig hängenden Wolken und leichtem Nieselregel geht es nun durch eine karge Mondlandschaft.
Über Holzbrücken wandern wir durch niedrig bewachsenes Sumpfgebiet. Die für Island typische Dauerbewölkung gibt der Tour einen eigenen Touch.
Von der Steinwüste aus erreichen wir eine moosbewachsene Hochebene.
Nach kurzer Zeit ist von der Zivilisation nichts mehr zu sehen und wir sind allein auf weiter Ebene. Dies sind die magischen Momente die Island so besonders machen: man erlebt die Natur noch roh und unberührt.
Links des Weges bilden sich in den Wolkenlöchern immer wieder schöne Tiefblicke auf den Morsárjökull, einen der Ausläufer des Vatnajökull, den mit über 8000 km² größten Gletscher Islands.
Der Morsárjökull fließt ins Gletschertal Morsárdalur, wo er seinen Weg im Flussverlauf durch eine weite, sandige Ebene Richtung Meer sucht. Morsárdalur ist das 10 km lange, flachgründige Gletschertal westlich des Skaftafellsheiði-Plateaus; man erreicht es entweder auf Wanderwegen ab Svartifoss oder auf einem flacheren Weg direkt vom Besucherzentrum aus.
Das Tal geht in eine weite Ebene mit wilden Flussläufen, wie man sie in Mitteleuropa gar nicht mehr kennt, über und das Gletscherwasser fließt Richtung Horizont ins Meer.
Weiter auf dem Weg Richtung Kristínartindar
Wir folgen dem Wanderweg „S3“ weiter, direkt an der Kante eines steil nach links abfallenden Felsplateaus.
Im weiteren Aufstieg wird nach und nach der Schnee mehr. Wo vorher noch teilweise ein Trampelpfad sichtbar war orientieren wir uns nun grob mittels GPS.
Immer wieder ziehen dichte Nebelschwaden durch die Landschaft, doch zwischendurch wird die Sicht auf den Gipfel frei: der Kristínartindar-Gipfel liegt immer noch unter einer dicken Schicht aus Eis und Schnee.
Als wir das dem Gipfel vorgelagerte Plateau erreichen wird uns klar das der Gipfel an diesem Tag ohne Steigeisen leider nicht machbar ist.
So folgen wir dem Pfad unseres GPS sowie den Holzpflöcken im Schnee, welche in der weiten Landschaft die einzige Orientierung bieten.
Spektakuläre Aussicht auf den Gletscher Vatnajökull
Nachdem wir den Bergrücken umrundet haben kommen wir an eine steil abfallende Geländekante unter der sich ein gigantischer Gletscher auftut.
Hier beginnt nun der spektakulärste Teil des Wanderweges. An klaren Tagen sieht man weit auf den Gletscher Vatnajökull, aber auch im typischen Islandwetter bietet sich uns ein großartiges Panorama.
Vatnajökull hat eine Fläche von etwa 8000 Quadratkilometern. Obwohl der Gletscher aufgrund des Klimawandels stark schrumpft, ist seine Rezession nicht ganz so weit fortgeschritten wie bei anderen Gletschern Islands, z.B. dem Langjökull und Mýrdalsjökull. Der Vatnajökull-Gletscher ist teilweise bis zu einem Kilometer tief und seine durchschnittliche Dicke beträgt etwa 500 Meter davon.
Vatnajökull hält auch den höchsten Gipfel Islands unter seinem Eis; Hvannadalshnjúkur ist 2.200 Meter hoch. Außerdem befinden sich hier auch einige der aktivsten Vulkane des Landes, darunter Grímsvötn, Öræfajökull und Bárðarbunga.
Im Laufe der Jahrhunderte hat es immer wieder vulkanische Aktivitäten in der Region gegeben, und viele Geologen glauben, dass erneute Ausbrüche überfällig sind. Wenn ihre Berechnungen korrekt sind, würde dies eine erhebliche vulkanische Aktivität für Vatnajökull im Laufe des nächsten Jahrzehnte bedeuten.
Im Tal unter uns mündet der Vatnajökull in die Gletscherzunge Skaftafellsjökull und zieht sich aus den Wolken heraus Richtung Meer, ein wahrhaftig beeindruckender Anblick.
Die unglaubliche Weite der Landschaft ist kaum zu fassen.
Beim Aussichtspunkt Sjónarsker, einem markanten Felsen legen wir eine kurze Rast ein und genießen den Ausblick sowie die mitbrachte Jause. Da dieser Abschnitt ebenfalls noch offiziell gesperrt ist haben wir das Panorama für uns alleine was das ganze Erlebniss noch intensiver macht.
Auch in der Hochsaison dürfte sich hier der Andrang aufgrund des langen Zustiegs in Grenzen halten.
Wir setzen unseren Marsch entlang der Holzpflockmarkierung fort. Bei dichtem Nebel ist es auf jeden Fall ratsam sich nicht zu weit von der Markierung zu entfernen, da die Hochebene Richtung Gletscher abrupt und steil abfällt.
Teils ist der Weg mit Holzpflöcken markiert, abschnittweise verliert er sich in Schotterhalden und Moosfelder. Durch den ständigen Wechsel der Landschaft gibt es immer wieder etwas Neues zu sehen.
Atemberaubendes Gletscherpanorama vom Aussichtspunkt Sjónarnípa
Langsam wird das Wetter besser und damit auch die Sicht auf die Gletscherzunge Skaftafellsjökull.
Wir erreichen den Aussichtspunkt Sjónarnípa der vom Campingplatz innerhalb einer Stunde erreichbar ist. Auch hier findet sich dank der Wegsperre keine Menschenseele.
Wir genießen den atemberaubenden Ausblick und gehen dann weiter Richtung Campingplatz wo die Rundwanderung im Skaftafell-Nationalpark endet.
Bei Nebel ist von einer Begehung eher abzuraten, da man sich sowohl beim Aufstieg als auch beim Abstieg entlang einer steil abfallenden Geländekante bewegt. Teils ist der Weg zwar mit Holzpflöcken markiert, aber bei schlechter Sicht ist es sehr leicht vom Weg abzukommen, was fatal enden kann. Ein GPS-Gerät mit vorab gespeichertem Wegverlauf ist ratsam.
Mit 17,5 Kilometern und 1100 Höhenmeter eine konditionell durchaus fordernde Tour, die für den geübten Wanderer jedoch kein Problem darstellt. Für die Mühen wird man mit einer der schönsten Wanderungen Islands belohnt. Es lohnt sich!
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I want more!
lg,ch.
We’ll be glad to deliever more ✌️ Cheers, Martin
We are waiting 🙂
Wonderfull trip report!
Additional Island trip reports would be great!
Thanks a lot, have fun in Iceland! I have a lot more trip reports in the pipeline, I hope I’ll find the time to finish them somewhere in the near future 🙂
Awesome guys :D!!! Great pictures and infos, keep it up!!!
Thank you Roland, I’m happy that you like it.
Hallo ihr Lieben, toller Bericht! Vielen Dank dafür.
Auch ich bin bald in Island unterwegs, genauer gesagt Mitte November und würde gern ebenfalls genau den selben weg gehen wir ihr. Wandererfahren, naja, aber konditionell fit. Wie lange habt ihr denn insgesamt für den Auf und Abstieg inklusive Bilder gebraucht?
Ich freue mich sehr über euer Feedback.
Lieben Gruß aus Berlin, Nadine
Hallo Nadine,
sehr cool, da bin ich grad etwas Neidisch auf dich – wird sicher genial. Wenn du konditionell fit bist, ist die Wanderung sicher kein Problem. Wir haben ca. 6,5h gebraucht wenn ich mich recht erinnere, sind aber ganz gemütlich unterwegs gewesen.
Viel Spaß und schöne Grüße,
Martin
Sehr cooler Bericht!
Tolle Fotos!
In welchem Monat wart ihr den dort?
Finde das immer eine interessante Information in solchen Berichten die oft fehlt!
Vielleicht hab ichs aber auch überlesen!
Grüße Jo
Hi Jo,
danke, freut mich wenn es dir gefallen hat. Wir waren im Juni in Island, d.h. in der Übergangs-Saison. Bei uns hatte es teilweise noch relativ viel Schnee im Hochland, dafür halt auch nicht so viele Touristen.
Schöne Grüße, Martin
Hallo 🙂
Darf man denn unterwegs einfach sein Zelt aufbauen bei der Route die ihr gelaufen seid oder muss man auf dem Campingplatz schlafen?
Wunderschöne Aufnahmen. Wir sind Anfang September da und werden die Route auf jeden Fall laufen! :-))
Liebe Grüße,
Leni
Hi Leni,
also in Island darfst du überall in der Nautr dein Zelt aufschlagen, wo du willst. Wir haben hier allerdings auf dem Campingplatz geschlafen der direkt beim Einstieg in die Tour liegt. Aber irgendwo weiter oben zelten wäre sicher sehr lässig!
Schöne Grüße, Martin
Ich glaub das mit dem Zelten gilt so nicht mehr! Mittlerweile ist es glaub verboten. Gibt es von euch noch weitere Island-hikes über die Ihr berichtet? Konnte keine weiteren finden!
Hi Joe,
stimmt, ich meine auch so etwas gehört zu haben. Wobei das Zeltverbot glaub ich nur für die Touri-Hotspots gilt, nicht fürs Hochland. Ich denke wenn man keine Spuren hinterlässt dürfte es dennoch keine Probleme geben.
Ich hab schon noch ein paar Island-Hikes in Petto, bin aber noch nicht dazu gekommen diese im Blog zu veröffentlichen. Aber ich arbeite dran 😉
Das ist wirklich eine spektakuläre Wanderung und sehr schöne Bilder!
Wir waren auch im Winter im Skaftafell-Nationalpark und hatten dort die aufregendste Wanderung unseres gesamten Aufenthaltes unternommen.
Mit einem Einheimischen Tourguide hatten wir eine ausgedehnte Gletscherwanderung unternommen. Die unzähligen Formen des Gletschereises und die atemberaubenden Landschaften haben unsere Kamera heiß laufen lassen.
Skaftafell bot für mich neben der Gegend rund um Jökulsarlon und Diamond Beach im Südosten Islands die beeindruckendste Landschaft.