Die Kanisfluh ist einer der bekanntesten Aussichtsberge im Bregenzerwald. Ich habe am Gipfel übernachtet und einen besonders spektakulären Sonnenuntergang sowie Sonnenaufgang erlebt.
Da die Wanderung auf die Kanisfluh zu den beliebesten Bergtouren im Bregenzerwald gehört, ist sie in der Regel leider hoffnungslos überlaufen. Gerade an den Wochenenden teilt man sich den Gipfel mit teilweise hundert anderen Wandern. Ich will die Kanisfluh keinesfalls schlechtreden, sie ist eben schnell erreicht und sehr einfach zu begehen. Zusammen mit dem schönen Ausblick ist der Berg natürlich ein Publikumsmagnet.
In diesem Beitrag möchte ich dir zeigen wie es trotzdem möglich ist den Gipfel der Kanisfluh ohne Besuchermassen zu erleben. Das Geheimnis lautet schlicht: besuche den Berg außerhalb der Stoßzeiten, also unter der Woche.
Wanderung auf die Kanisfluh
An einem Dienstag fahre ich also direkt nach der Arbeit die L193 Richtung Au hoch. Von Damüls kommend zweigt man bald Richtung Alpengasthof Edelweiß ab. Die Straße ist nur teilweise betoniert. Der größte Teil ist Schotter und einmal muss sogar ein kleines Bachbett überquert werden. Sehr abenteuerlich zu fahren! Am Ende der Straße findet sich dann ein kostenloser Parkplatz.
Von hier geht es zuerst ca. 350m über einen Schotterweg Richtung Gasthaus Edelweiß. Kurz vor der Gaststätte zweigt der Wanderweg zur Kanisfluh rechts ab. Anschließend lässt man die Obere Alpe links liegen und folgt dem Weg über die Grasflanke Richtung Kanisfluh. Der Wanderweg verläuft unschwer nach oben bis zum Hählesattel. Von dort geht es dann auf die Holenke (2044 m), dem Hauptgipfel der Kanisfluh. In einer guten Stunde ist man ganz entspannt auf dem Gipfel.
Die Steinböcke auf der Kanisfluh
Heute ist hier oben alles menschenleer. Ich treffe nur einen Teil der Steinbockherde, welche die Kanisfluh bevölkert. Die Steinböcke auf der Kanisfluh sind an Menschen gewöhnt und so kommen die Tiere relativ nah an den Wanderweg heran.
Das Revier der Steinbock-Herde erstreckt sich über den ganzen oberen Bereich der Kanisfluh. Wenn man genau hinsieht, kann auch in den steilsten Stellen immer wieder Steinböcke sehen. Während langsam die Sonne untergeht, spazieren zwei Steinböcke über den steilen Wiesengrat unterhalb des Hohen Stoß. Im Hintergrund spiegelt der Bodensee die Abendsonne und ein traumhaftes Licht fällt auf die Landschaft.
Beeindruckt beobachte ich die grazilen Tiere noch etwas, bevor ich mich auf den Weg zum Gipfel weitermache. Große Überraschung: ich bin tatsächlich alleine auf der Kanisfluh!
Sonnenuntergang auf der Kanisfluh
Die Sonne geht langsam unter, immer wieder ein beeindruckendes Schauspiel. In Blickrichtung gen Arlberg setzt das Alpenglühen ein.
Die untergehende Sonne spiegelt sich im Bodensee und taucht den Himmel in flammendes Licht.
Ich genieße den Sonnenuntergang und die Ruhe am Berg. Es ist einfach immer etwas Besonderes und auch jedes Mal wieder ein neues Erlebnis. Am Horizont ziehen die Wolken spielerisch um die Berggipfel, erleuchtet von den letzten Strahlen der Abendsonne.
Hier ein Panoramabild vom Gipfel:
Langsam sinkt die Sonne tiefer, der Bodensee wird in ein leuchtend oranges Licht getaucht. Da die Straßenbeleuchtungen noch nicht angegangen sind, wirkt der orangefarbene Klecks in der dunklen Landschaft beinahe Surreal.
Im letzten Sonnenlicht baue ich noch schnell mein Zelt auf. Im Tal sitzen die Menschen vor ihrem Fernsehern, ich schaue derweil in die Ferne.
Nun geht es schnell. Die Sonne verschwindet hinter dem Horizont und die Nacht bricht herein. Noch kurz leuchten die Wolken wie Feuer auf, bevor der Vollmond die Landschaft erhellt. Ich mache mir ein feines Abendessen und beobachte wie sich am Horizont in weiter Ferne ein Gewitter austobt.
Heute Abend habe ich übrigens meine neue Stirnlampe, die Black Diamond Iota, zum ersten Mal im Einsatz. Die Lampe brauche ich heute aber nur zum Kochen. Da fast Vollmond ist, ist die Landschaft in ein helles, milchig weißes Licht getaucht. Ein faszinierender Anblick. Weil die Sonne bereits um fünf Uhr morgens aufgehen wird, beschließe ich mich schlafen zu legen und krieche in meinen Schlafsack.
Übernachten auf der Kanisfluh
Flache Schlafplätze sind relativ begrenzt auf der Kanisfluh und gerade am Wochenende ist der Andrang vergleichsweise groß (verglichen mit anderen Gipfeln). Es lohnt sich auf jeden Fall früh da zu sein, wenn man oben auf dem Bergkamm sein Zelt aufbauen möchte. Nur mit Schlafsack und Matte findet sich leichter eine flache Stelle, ansonsten muss man eben weiter unten auf den Hählesattel ausweichen.
Heute Abend genieße ich den Luxus alleine hier oben zu sein, darum stelle ich mein Zelt auf einem schön gelegenen Plateau unterhalb der Gipfels auf. Von hier habe ich dann in der Früh den perfekten Platz für den Sonnenaufgang auf der Kanisfluh.
Sonnenaufgang auf der Kanisfluh
Im Morgengrauen um kurz vor 5:00 Uhr klingelt mein Wecker. Es ist noch fast dunkel und über dem Tal hängt der Dunst der Nacht. Ich mache mir erstmal einen Kaffee und esse ein kleines Frühstück.
Der Horizont beginnt zu leuchten und die Morgendämmerung bricht an. Noch immer bin ich alleine am Gipfel. Ein erhabenes Gefühl.
Die rosa Stunde bricht an, der magische Moment zwischen Morgendämmerung und Sonnenaufgang. Wer diesen Moment einmal erlebt hat, wird süchtig danach!
Langsam steigt die Sonne höher, unten im Tal sehe ich bereits den ersten Wanderer hochmarschieren. Im Juli muss man schon sehr früh dran sein um den Sonnenaufgang auf der Kanisfluh zu erwischen. Die Tage sind noch lang und wenn die Sonne um 5 Uhr aufgeht, heißt es um 4 Uhr vom Parkplatz losmarschieren. Das hält natürlich viele davon ab diese Tour zu unternehmen. Deutlich angenehmer ist es dann im Spätsommer, wenn die Sonne erst später aufgeht und man etwas länger im Bett bleiben kann.
Ich bin froh, dass ich hier oben auf der Kanisfluh übernachtet habe. Somit brauche ich nur drei Sekunden von meinem „Bett“ zum Sonnenaufgang.
In aller Ruhe koste ich das Panorama und den Sonnenaufgang aus. Schnell ist die Einsamkeit vorbei und es treffen auch schon die ersten motivierten Wanderer am Gipfel ein.
Vor meinem Zelt habe ich einen Logenplatz für den Sonnenaufgang über dem Bregenzerwald und ich genieße den Anblick der aufsteigenden Morgensonne. Ein neuer Tag bricht an, langsam wird es Zeit aufzubrechen. Ich muss ja heute noch arbeiten und sollte bis neun Uhr im Büro sein. Also verstaue ich mein Camping-Equipment und mache mich auf den Weg nach unten, Richtung Parkplatz.
Nach 45 Minuten bin ich wieder beim Parkplatz, lade meinen Rucksack in den Kofferraum und mache mich auf den Weg zur Arbeit.
Beim ersten Kaffee fragt mich dann ein Arbeitskollege wieso ich so fröhlich grinse – na warum wohl? 😉
Fakten:
Zeitbedarf: 2 Stunden
Höhenunterschied: 600 m
Distanz: 6 km
Ausgangspunkt: Au, Parkplatz bei der Öberlealpe (Alpengasthof Edelweiß)
Einkehrmöglichkeit: Öberlealpe (Alpengasthof Edelweiß)
Schwierigkeit: T1
Karte Wanderung Kanisfluh
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super bilder und genialer post, danke! lg. alex
Danke Alex! Und mercy noch für das Biketouren-Buch, ist super geworden.
lg Martin
lieber martin, ich bring bald ein neues buch heraus und mach auch gerne darin werbung für dich oder deinen blog und wollte fragen ob du ev. das bild ganz oben die totale von der kanisfluh und die steinböcke beisteuern könntest;? DANKE! und glg. alex
Hi Alex, schreibst mir am besten ne Mail. lg Martin
Super Idee! Ich nehme mir das als Anregung mit 🙂
Deine Fotos gefallen mir sehr gut – womit hast du das Panoramafoto gemacht?
Freut mich es dich inspiriert hat 🙂
Danke für das Kompliment für die Fotos, wurden alle mit der Fuji X-T1 gemacht. Für Panoramas verwende ich ein Fischaugenobjektiv (http://amzn.to/2vcSxFO) und füge die Bilder dann am Rechner zusammen.
WOW! Echt genial… ich muss unbedingt mal mit 🙂 Vielleicht ja mal im Montafon?
Hi Mic,
FIX 😀 fürs Montafon hab ich schon noch ein paar Ideen!
Sehr sehr schöne Bilder und der Artikel ist auch gut geschrieben 🙂 Verfolge euch schon länger und ihr seid ein coole Blog 😉 Muss mal gesagt werden 🙂
Lg
Hallo Maria, danke für das Kompliment, freut mich sehr 🙂 ich hoffe du schaust auch in Zukunft bei uns vorbei 😉
lg Martin
Wunderschöne Bilder!! Da scheinst du wirklich einen Glückstreffer gelandet zu haben. Das letzte Mal, als ich oben biwakierte, waren zum Sonnenaufgang (an einem Wochentag) geschätzte 70 Personen am Gipfel…! Eine Nacht in den Bergen ist natürlich totzdem unschlagbar schön 🙂
LG
Rebecca
Hallo Martin,
traumhafte Bilder von der Kanisfluh und ein
sehr schön geschriebener Beitrag.
…das muss man unbedingt einmal erlebt haben!!!
Schöne Grüße
Sabine von
http://www.moosbrugger-climbing.com
Hi Sabine,
danke für die Blumen! Ja, das muss man wirklich mal erlebt haben.
Liebe Grüße, Martin
Als 8 jähriges Mädchen war ich ca 1958 mit meinem Onkel, Obstbauer aus Überlingen, seine Schülern und einigen cousins auf der Kanisfluh. Aufstieg (von wo? einem Bahnhof,) bei heftigem Regen. Wir übernachteten in einer Hütte???, Matratzenlage unter dem Dach. Am nächsten Tag ging es weiter auf den Gipfel.
Ein unvergessliches Erlebnis, dessen Erinnerung mich heute noch bei meinen Wanderungen hier im Sierra Gebierge beflügelt.(und gelegentlich Heimweh macht) , besonders jetzt , wo ich nach vielen Jahren Kontakt mache mit einer cousine aus der Zeit.)
Danke für die wunderschönen Bilder!!!!
Katzi Engle,
Kalifornien
Hallo Katzi,
danke für das Teilen deiner abenteurlichen Geschichte! In dem Fall seit ihr damals wohl mit dem Wälderbähnle angereist (https://waelderbaehnle.at/geschichte) und wahrscheinlich bei Bezau ausgestiegen. Das war damals die Endstation.
Über die Hütte kann ich nur spekulieren welche das gewesen sein könnte. Vielleicht war das auch ein privates Haus oder ein Bauernhof? Oder die Edelweiß-Hütte? Wobei das von Bezau aus ein großer Umweg wäre…
Schöne Grüße nach Kalifornieren,
Martin