Der Piz Buin – mit Sicherheit die beliebteste Hochtour in der Silvretta. Als Vorarlberger sollte man zumindest einmal im Leben auf dem Gipfel gestanden sein, denn immerhin ist er mit 3312 m der höchste Berg des Landes. Im Winter ist er ein lohnenswertes Ziel für Hochtouren-Erprobte Skitourengeher.
Fakten Skitour Piz Buin
Zeitbedarf: 7–10h; Aufstieg zur Wiesbadener Hütte 2–3h; Wiesbadener Hütte – Piz Buin 3–4h, Abfahrt und Rückweg Richtung Bielerhöhe 2–3h
Aufstieg: 1.300 Höhenmeter (400 Hm bis zur Hütte, 900 Hm von der Hütte zum Gipfel)
Abfahrt: 1.300 Höhenmeter
Wegstrecke: 24 km Gesamt
Ausgangspunkt: Vermuntbahn Partenen bzw. Bieler Höhe / Silvretta-Stausee
Einkehrmöglichkeit: Wiesbadener Hütte, Bieler Höhe
Übernachtung: Wiesbadener Hütte, unbedingt vorreservieren unter Telefonnummer +43 (0)5558 4233
Schwierigkeit: Gletscherhochtour, Kletterstellen bis 2. Schwierigkeitsgrad
Lawinengefahr: relativ gering
Andrang: sehr hoch
Karte: Karte/GPS-Track Piz Buin
Von der Bielerhöhe Richtung Wiesbadener Hütte
Da sich die Tourensaison leider dem Ende zuneigt und die Schneelage nicht allzu berauschend ist entscheiden wir uns zum Abschluss für eine Skitour auf Vorarlbergs höchsten Berg. Wenn der Schnee schon nicht mehr viel hergibt muss es eben hoch hinaus gehen.
Gestartet wird die Tour bei Partenen im Montafon von wo es mit Vermuntbahn und Shuttlebus auf die Bielerhöhe geht. Im Hochwinter kann man direkt über den See Richtung Wiesbadener Hütte gehen. Im Frühjahr, wenn der See nicht mehr gefroren ist, muss man über den Sommer-Wanderweg seitlich des Sees Richtung Piz Buin marschieren.
Marschieren ist durchaus wörtlich zu nehmen. Der Schnee ist teils schon soweit geschmolzen, dass wir immer wieder die Ski abschnallen und zu Fuß über schneefreie Stücke laufen müssen.
Dort wo sich sonst lange Menschenschlangen gen Piz Buin schlängeln sind wir heute nur zu viert unterwegs. Man merkt eindeutig das die meisten Tourengeher ihr Material schon in den Keller geräumt haben.
Von den Schneeverhältnissen her sind die Erwartungen eher niedrig, was der Motivation aber keinen Abbruch tut.
Statt frischem Pulverschnee gibt es leider nur nassen Schneematsch. Man muss es positiv sehen: genügend Gelegenheit zu testen ob die Felle gut genug imprägniert sind. Durch das Ochsental stapfen wir durch nassen Gatsch, erst kurz unter der Wiesbadener Hütte wird der Schnee besser. Meine neuen Contour Hybrid-Felle von Koch Alpin schlagen sich auf jeden Fall sehr gut, kein einziges Mal stollen sie auf.
Da man im Winter auf die Bahn angewiesen ist um auf die Bieler Höhe zu gelangen und somit ein kürzeres Zeitfenster zur Verfügung hat, übernachten wir auf der Wiesbadener Hütte.
Von der Wiesbadener Hütte Richtung Gipfel
Am nächsten Tag geht es zeitig in der Früh los, außer uns sind nur wenige Tourengeher unterwegs. Majestätisch erheben sich vor uns die Gipfel der Silvretta im ersten Morgenlicht.
Gemütlich geht es von der Alpenvereinshütte (2.443 m) aus ohne größere Anstregungen Richtung Grüne Kuppe (2.579 m). Von dort aus fahren wir kurz ab und gehen unterhalb des mächtigen Gletscherbruchs Richtung Ochsentaler Gletscher.
Vor dem ersten Aufschwung tut sich eine gigantische Spalte auf, groß genug um einen Lastwagen darin versenken zu können.
Nun geht es links des Felsriegels unterhalb des Silvrettahorns mit einigen Spitzkehren den steileren Hang hoch.
Es sind zwar alle Spalten gut bedeckt, trotzdem ist es ratsam den Gletscher nur angeseilt zu überqueren. Am Anfang der Spaltenzone wird deshalb das Seil ausgepackt.
Danach geht man entspannt über das flache obere Gletscherplateau. Spätestens ab hier kann man den Gipfel nicht mehr verfehlen und geht direkt auf die Buinlücke zwischen dem „Großen Piz Buin (3.312 m)“ und dem „Kleinen Piz Buin (3.255 m)“ zu.
Jetzt wird es spannend: Klettern Richtung Gipfel
Hier, in der Buinlücke, deponieren wir unser Material. Die Steigeisen werden montiert und wir steigen über die schneebedeckte Westflanke hoch. Bis zum Nordwestgrat geht es unschwierig voran.
Es folgen ein paar leichte Kletterstellen (I) die auf den Fotos schwerer aussehen als sie in Wirklichkeit sind.
Nun wird es leicht ausgesetzt und anschließend folgt die Schlüsselstelle, der sogenannte „Kamin“. Hier wird der untere Teil links traversiert bevor es im 2. Schwierigkeitsgrad nach oben geht. In der Rinne selbst sind genügend Zwischensicherungen vorhanden damit auch weniger versierte Kletterer gut und sicher nach oben gelangen können.
Da die Griffe in der Rinne alle mit Eis und Schnee bedeckt sind sichern wir den Aufstieg mittels Seil. Der Aufstieg ist mit Steigeisen und Pickel relativ einfach, aber Ausrutscher darf man sich hier keinen leisten, da die Rutschbahn mehrere hundert Meter unten hart enden würde.
Am Gipfel des Piz Buin
Nachdem die Schlüsselstelle überwunden ist, geht es ohne weitere Hindernisse angenehm über ein Hochplateau bis zum Gipfel.
Eine Eintragung in das Jubiläums-Gipfelbuch muss natürlich sein.
Wir lassen den Blick kurz in die Ferne schweifen. Eine herrliche Aussicht, doch der Blick auf die Uhr zeigt, dass wir uns bereits wieder an den Abstieg machen müssen um den letzten Bus auf der Bielerhöhe nicht zu verpassen.
Es geht den Gipfelhang zurück und zur Abkürzung seilen wir uns neben dem Kamin ab.
Von oben gesehen links des „Kamins“ gibt es einen praktischen Abseilring von dem aus man bequem und schnell die 15m lange Rinne bis zum Weg darunter überbrücken kann. Sollte beim Aufstieg am „Kamin“ aufgrund zahlreicher Seilschaften ein Stau entstehen, kann man als Alternative auch diese Rinne hochklettern (sie befindet sich von unten betrachtet rechts des „Kamins“). Damit lässt sich dann eventuell etwas Zeit sparen.
An der Buinlücke wechseln wir auf Ski und Splitboard und fahren über das flache Gletscherstück über den Ochsentaler Gletscher zurück. Mittlerweile ist die Sicht diffus da der auffrischende Wind den Himmel mit Wolken überzieht.
Beim Gletscherbruch wird die Abfahrt nochmal interessanter (weil steiler). Da wir uns nun sputen müssen um den letzten Bus der Saison zu erreichen geben wir nochmal richtig Gas.
Weiter unten heißt es dann wieder auffellen und den Ziehweg am Silvretta-Stausee vorbei Richtung Bushaltestelle. Durch die Schneeschmelze müssen wir Ski und Snowboard immer wieder tragen und in letzter Minute erreichen wir erschöpft aber glücklich den Bus.
Karte Skitour Piz Buin
Download GPS-Track Skitour Piz Buin
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