Manch einer mag noch über die Frühsommerverhältnisse jammern, wo man beim Laufen in den Bergen von blühenden Wiesen bis Matsch und Schnee so ziemlich alles vorfindet. Ich würde sagen: beste Testbedingungen! So habe ich den Trailrunning-Schuh von Dynafit gleich einem mehrwöchigem Test unterzogen.
Als Trailrunner bin ich immer auf der Suche nach dem perfekten Schuh – der Dynafit Feline SL kommt diesem bis auf ein paar kleinere Mängel schon sehr nahe. Starten wir also unseren Lauf mit dem Dynafit Feline SL.
Zum Aufwärmen: der Dynafit Feline SL im Detail
Gewicht
Der Schuh ist mit nachgemessenen 290 Gramm pro Schuh in Größe 42 relativ leicht. Dadurch spürt man ihn kaum am Fuß was beim Laufen dann richtig Spaß macht. Man hat fast das Gefühl keinen Schuh anzuhaben.
Passform
Ich habe eher schmalere Füße und Ferse, dadurch sind mir viele Laufschuhe und Trailrunner etwas zu groß. Da der Dynafit Feline SL eher schmal geschnitten ist, kommt mir das sehr entgegen. Der Schuh sitzt gut und auch beim Bergauflaufen habe ich kein Spiel an der Ferse.
Das Schnürsystem
Mein einziger Kritikpunkt an dem Schuh ist das Schnührsystem, hier wäre noch einiges zu verbessern.
Zuallererst ist mir ist nach dem dritten Lauf ein Schuhbändel gerissen. Da dieser vorne zusammengenäht ist entsteht natürlich eine Belastung wenn der Schuh fest zugezogen wird. Sinnvoller wäre es diese Belastungsstelle nach oben und hinter die Schnellschnürung zu verlegen.
Ein Schuhbändelriß dürfte bei so einem Schuh eigentlich nicht passieren, das Problem konnte ich aber zum Glück mit einem einfachen Knoten in den Griff bekommen.
Weiters hat das Schnürsystem keinerlei „Einhakpunkte“ wie man das von anderen Schuhe kennt. Da die Schuhbändel extrem dünn ausgeführt sind ist es nur nur schwer möglich verschiedene Zonen mit unterschiedlichen Spannungen zu schnüren. Wenn man beispielsweise den Vorderfuß enger machen will muss man den oberen Teil des Schnürsystems extrem eng stellen, was dann zu Druckstellen führt. Man kann den Schuh somit eigentlich nur mittelfest zumachen ohne im oberen Bereich eine Druckstelle zu bekommen.
Wenn der Schuh gut passt ist dies aber kein Problem, da dann das Schnürsystem nur im oberen Bereich fest geschnürt werden muss. Am Anfang dachte ich erst der Schuh extrem eng sitzen, mittlerweile finde ich es aber angenehmer wenn ich vorne in den Zehen mehr Freiraum habe und der Schuh nur im oberen Bereich enger anliegt.
Die Bändel werden mittels Schnellschnürung angezogen und dann in einer elastischen „Tasche“ verstaut. Leider neigen diese Taschen dazu neben den Schuhbändeln auch Schmutz und Staub aufzunehmen.
Dämpfung und Sohle
Die Stärke der Dämpfung ist eher im mittleren Bereich, wer also längere Asphalttrails in Fersenlauftechnik machen will sucht sich lieber einen anderen Schuh.
Der Dynafit Feline ist wie gemacht für ausdauernde Trailruns in ruppigem, unebenen Gelände. Hier hat man durch die geringere Dämpfung direktes Feedback auf den Untergrund. Die 8mm Fersensprengung unterstützt zusätzlich das Vorfußlaufen.
Die Zehenkappe vorne dämpft harte Schlägen durch Steine oder Wurzeln ab. Jeder der beim Laufen einmal einen richtigen Schlag auf einen ungeschützten Zehen bekommen hat wird dies sehr zu schätzen wissen.
Der Sohle sieht man gleich den Einsatzzweck an. Der Feline bietet Megagrip unter fast allen Bedingungen. Die Sohle beisst sich unbarmherzig in den Untergrund und man kommt selbst bei feuchten und nassen Bedingungen kaum ins Rutschen. Der Grip macht gerade beim Beschleunigen aus der Kurve enorm Spaß und man kann so Richtig Gas geben.
Der Dynafit Feline im Härtetest
Ich habe mir den Dyanfit Feline SL im Frühsommer bestellt. Die wechselnden Bedingungen boten wie erwähnt gleich am Anfang schon beste Testbedingungen für einen Trailrunning-Schuh. Mittlerweile habe ich den Schuh nun drei Monate und konnte ihn unter zahlreichen Bedingungen einsetzen.
Und da ich finde das nur ein Test unter wechselnden Bedingungen aussagekräftig ist möchte ich dich einladen mir zu einem Lauftest zu folgen.
Auf feuchtem Wiesenuntergrund
Es hatte über Nacht geregnet und so finde ich am Morgen feuchte Wege und Wiesen. Hier hat die Sohle des Feline SL guten Grip, ab und zu rutsche ich etwas, aber die Sohle greift dann schnell wieder. Allerdings dringt aufgrund der hohen Atmungsaktivität auch schnell die Feuchtigkeit des nassen Grases ins Innere des Schuhs.
Im Matsch
Durch die tief geschnittene Sohle hat man in feuchtem Matsch guten Gripp. Allzu tief sollten die Schlammlöcher allerdings nicht werden, da der Schuh durch die gute Belüftung natürlich nicht wasserdicht ist. Ein paar Wasserspritzer lassen den Dynafit Feline SL schnell feucht werden. Wenn man wieder in trockeneres Gelände kommt verdunstet die aufgenommene Feuchtigkeit aber recht rasch und durch die breiten Abstände der Stollen fliegt der Schlamm wie von selbst vom Schuh.
Auf nassem Holz und Wurzeln
Hier komme ich erstmals an die Grenzen des Dynafit Felines. Holzplatten wie sie auf manchen Wanderwegen verlegt sind stellen bei Nässe eine aalglatte Rutschunterlage dar. Es ist natürlich anzumerken das hier jeder Schuh Probleme haben wird, genauso wie auf blankem Eis.
Auf feuchten Wurzeln funktioniert der Feline dagegen besser. Natürlich rutscht der Schuh direkt auf einer feuchten Wurzel, aber sobald man nach kurzer Rutschpartie den Boden oder eine Astgabelung erreicht krallt sich die Sohle fest und man hat wieder einen guten Stand.
Trockene Wiese und Wege
Hier hat kaum ein Schuh Probleme, und natürlich ist der Dyanfit Feline SL keine Ausnahme. Der Grip ist bombenfest und das Laufen macht einfach Spaß.
Im Schotter
Auch hier schlägt sich der Feline bestens. Natürlich rutscht man auf Schotter kurz an, aber sobald der Schuh auf eine feste Unterlage trifft hält der Schuh sofort perfekt.
Im Schnee
Während man beim normalen Joggen eher nicht auf Schneefelder trifft kann es beim Trailrunning im Hochgebirge leicht vorkommen das man auch im Hochsommer Schneefelder queren muss.
An Schnee scheitern die meisten Schuhe – der Feline dagegen beisst sich regelrecht fest.
Die Sohle meistert auch diesen Untergrund mit Perfektion.
Das einzige „Problem“ ist hier wieder die hohe Atmungsaktivität: gute Luftzirkulation und wenig Isolierung sorgen natürlich dafür das Wasser leicht in den Schuh eindringen kann. Wenn man im feuchten Sulzschnee tiefer einsinkt wird das Wasser regelrecht in den Innenschuh gedrückt und man steht sofort im Nassen. Abhilfe kann hier natürlich nur ein wasserdichter Goretex-Schuh bieten.
Wer also vorhat öfters im Regen oder durch Schnee zu laufen sollte sich eventuell die GTX-Version des Felines ansehen.
Felsiger Untergrund, Hochgebirge
Hier macht der Dynafit Trailrunner meinen Bergschuhen echte Konkurrenz. Ich bin mittlerweile die meiste Zeit auch in alpinem Gelände mit dem Dynafit Feline unterwegs. Der Grip ist auch auf felsigem Untergrund super und auch leichte Kletterpassagen stellen keine große Herausforderung dar.
Natürlich haben sowohl Zustiegsschuhe als auch Bergstiefel im Hochgebirge immer noch ihre Berechtigung. In ausgesetzten Kletterpassagen mit schmalen Tritten kann man mit einem Trailrunner schnell an die persönlichen Grenzen kommen.
Für weniger trittfeste und sichere Wanderer ist ein knöchelhoher Schuh auf jeden Fall von Vorteil. Ein Trailrunning-Schuh schützt den Knöchel nunmal nicht beim umknicken. Auch Gletscherüberquerungen sind mit Trailrunnern nicht machbar da keine Steigeisen montiert werden können.
Aber überall sonst ist der Dynafit mittlerweile meine erste Wahl.
Fazit
Der Dynafit Feline ist ein Schuh mit dem es einfach Spaß loszulaufen. Es gibt praktisch keinen Untergrund der diesen Trailrunning-Schuh aufhalten kann. Das einzige Manko ist das Schnürsystem, welches meiner Meinung nach besser gelöst werden könnte. Abgesehen davon kann ich den Schuh uneingeschränkt empfehlen.
Der Schuh ist direkt bei Amazon erhältlich.